Route to Warren Buffett – Don´t mess with Texas
1./2. April 20189. / 10. Tag. Von Amarillo, Texas, über Santa Fe nach Gallup, New Mexico
„Don't Mess with Texas“ ist seit den 1980er Jahren einer der erfolgreichsten Werbeslogans der Vereinigten Staaten. Der Slogan ist ein Wortspiel und bedeutet sowohl „Vermülle Texas nicht“ als auch „Leg dich nicht mit Texas an“. Auch heutzutage hört man diesen Spruch noch oft, wenn Texaner ihren Stolz auf ihren Bundesstaat zum Ausdruck bringen wollen.
Die acht Börsianer aus Rosenheim waren also gewarnt – sie hatten aber ohnehin nicht vor, sich mit Texas anzulegen. Am Abend des 31. März traf die Truppe müde und hungrig in Amarillo ein und freute sich riesig, dass die „Big Texan Steak Ranch“ nur fünf Gehminuten vom Hotel entfernt war.

8 Cowboys und 8 große Steaks
Das Bier im „Big Texan“ schmeckte ordentlich (aber kein Vergleich zu einem Flötzinger oder einem Auerbräu aus Rosenheim). Auch der Whiskey (Jack Daniels) war annehmbar. Die Steaks hingegen waren absolute Weltklasse.
Texas ist ein Rinderzüchter-Staat. Deshalb bietet die texanische Gastronomie eine Vielzahl von Spezialitäten mit gegrilltem Rindfleisch, mariniert mit vielfältigen, kreativen Saucen. Die in Texas gebrauten Biere passen perfekt zu gegrillten Rindfleischspezialitäten.

On the road again
Am Morgen des 1. April besuchte das TM Team zunächst die „Cadillac Ranch“ fünf Meilen westlich von Amarillo. Die „Cadillac Ranch“ ist der Name einer Kunstinstallation aus den 1970er Jahren.
Damals wurden von der Künstlergruppe „Ant Farm“ zehn Cadillacs in einer Linie und im gleichen Winkel mit der vorderen Hälfte im Boden eines Maisfeldes eingegraben. Auch der Kunstprofessor Chip Lord, der vor einigen Jahren Gastvorträge in Hamburg hielt, gehörte in den 1970er Jahren zu dieser Künstlergruppe. Wie klein die Welt manchmal ist – selbst in den großen Vereinigten Staaten.

Wie auch immer, die Installation ist großartig, und Thomas Müller und sein Team hatten viel Spaß daran, übers Feld zu laufen und die Kunstwerke mit Sprühfarbe weiter zu verschönern (so wie es jeder Besucher macht).
Halbzeit!
Weiter ging die Reise zum Mittelpunkt der Route 66, der sich in Adrian, Texas, befindet. Von hier aus sind es genau 1139 Meilen (1833 km) nach Chicago und nach Los Angeles. Thomas Müller und sein Team hielten im Midpoint Cafe in Adrian an. Die acht Börsianer aus Rosenheim genossen Apfelkuchen und starken Kaffee, bevor sie ihre Reise fortsetzten, um das Tagesziel Santa Fe in New Mexico zu erreichen.

Überraschendes New Mexico
New Mexico ist ein Land der Extreme und Kontraste. New Mexico ist von hohen Bergen umgeben und es ist gleichzeitig Heimat von ausgedehnten Wüsten, kleinen und größeren Städten. Hier vermischen sich indianische, spanische und mexikanische Handwerks- und Küchentraditionen. Von der Fläche her kaum kleiner als Deutschland, leben in New Mexico aktuell etwa zwei Millionen Einwohner. Die Bevölkerungsdichte ist im Schnitt etwa 40 mal kleiner als in Deutschland.

Osternacht in Santa Fe
Am Abend des 1. April traf das TM-Team in Santa Fe, der Hauptstadt New Mexicos, ein.
Santa Fe ist nicht nur Hauptstadt von New Mexico, sondern auch die älteste Stadt im Westen der USA und hat eine der bezauberndsten Innenstädte der Route 66. Die Stadt hatte schon vor Jahrzehnten begonnen, das Stadtbild zu erhalten und zu verschönern. Das Ergebnis ist ein beeindruckendes Stadtbild im Pueblo-Stil, das mit kaum einer anderen US-amerikanischen Stadt vergleichbar ist. Mit ungefähr 200 Galerien ist Santa Fe auch ein wichtiger Ort in der amerikanischen Kunstszene.
Einige Mitglieder des TM-Teams besuchten am späten Abend die Osternachtfeier in der Basilika des Heiligen Franziskus von Assisi in Santa Fe.
Gallup im Visier und „USA Today“ im Blick
Leider blieb am Ostersonntag nur wenig Zeit zum Bummeln in Santa Fe, denn der Reiseplan auf der „Route to Warren Buffett“ ist voll mit interessanten Reisezielen und wichtigen Terminen.
Reiseziel am Ostersonntag war die Kleinstadt Gallup im Nordwesten New Mexicos. Der Streckenverlauf auf dieser Etappe führt – abgesehen von Albuquerque – hauptsächlich durch dünn besiedeltes Indianergebiet, und in den wenigen Ortschaften werden in immer gleichen Souvenir-Läden oft Fernost-Importe „Made in China“ angeboten.

Auf der langen, schnurgeraden Strecke durch New Mexico entstand in den beiden Fahrzeugen des TM-Teams bald eine angeregte Diskussion über zwei Beiträge, die im Finanzteil der Samstagsausgabe von „USA Today“ erschienen waren.

USA Today: Immer mehr 401-K-Millionäre
In den USA investieren Arbeitnehmer zur Altersvorsorge häufig steuerlich begünstigt in Investmentfonds. Hintergrund ist, dass solche Investitionen bei Vorliegen bestimmter Voraussetzungen (maximal 25% des Gehalts, maximal 30.000 Euro jährlich) nicht als Einkommen zu versteuern sind. Die Mitarbeiter verzichten auf die Auszahlung eines Teils ihres Einkommens und lassen diesen vom Arbeitgeber in einen Investment-Sparplan einzahlen. Der Arbeitgeber kann die Einzahlungen weiter aufstocken.
In der „USA Today“ wurde am Osterwochenende darüber berichtet, dass in den sozialen Medien wie Facebook und Twitter immer häufiger Jubel-Beiträge zu finden sind, in denen Anleger davon erzählen, wie sie mit 401-K-Investmentplänen zu Millionären geworden sind.
Man liest zum Beispiel auf einer Social-News-Seite über einen 45jährigen, der seit 23 Jahren in einen 401-K-Plan einzahlt. Er schreibt, dass er in 23 Jahren insgesamt knapp 100.000 US-Dollar eingezahlt hat und er gibt einen detaillierten Überblick über seine jährlichen Einzahlungen, seine Rendite und sein daraus resultierendes Vermögen in Höhe von aktuell mehr als einer Million Dollar.
„Ich wollte eines Tages ein 401-K -Millionär werden, und diese Woche, dank jahrelanger konsequenter Ersparnisse und eines langen Bullenmarktes, ist dieses Ziel im reifen Alter von 45 Jahren erreicht worden“, schwärmt der Neu-Millionär.
Sind solche Berichte glaubhaft? – Das war die erste viel diskutierte Frage am Ostersonntag während der Fahrt.
Thomas Müller:
„Bei einem normalen Investmentfonds wäre eine derartige Performance von durchschnittlich 20% pro Jahr über einen Zeitraum von 23 Jahren sehr ungewöhnlich. Auch bei einem Indexfonds ist eine solche langfristige Performance äußerst selten. Ich halte die Jubelberichte in den sozialen Medien für unecht; vor allem auch deshalb, weil sie in den letzten Monaten gehäuft auftauchen und weil niemand der Neu-Millionäre seinen richtigen Namen angibt. Niemand sollte sich von solchen Jubelberichten verlocken lassen, und niemand sollte auf Grund von solchen Jubelberichten in unseriöse Papiere investieren.“
USA Today: 401-K-Anleger fürchten um ihre Altersvorsorge
In der gleichen Ausgabe von „USA Today“ werden die Auswirkungen der jüngsten Börsenkorrektur diskutiert. Große US-Aktienfonds sind häufig in starke US-Werte investiert. Durch den Kursrückgang vieler Werte seit Mitte/Ende März haben auch viele 401-K-Sparpläne an Wert verloren. Der Dow Jones hat seit dem 26. Februar mehr als sechs Prozent eingebüßt.
Wenn ein Amerikaner am 26. Februar 100.000 Dollar Vermögen in seinem Aktienfonds angespart hatte, dann bedeutet das, dass er bis Ende März mehr als 6000 Dollar verloren hatte.
Thomas Müller:
„Sechs Prozent Verlust klingt bitter. Doch man darf solche Rücksetzer nicht überbewerten. Es gilt: Zeitraum schlägt Zeitpunkt. Und auf Dauer werden sich defensive Qualitätsaktien für Anleger immer lohnen.“
Durch die angeregten Diskussionen verging die Fahrzeit schnell, und das Etappenziel Gallup war schon am späten Nachmittag erreicht.
In der Region um Gallup wurden in der Blütezeit des amerikanischen Western viele Filme gedreht. Das El Rancho Hotel direkt an der Route 66 hatte damals zahlreiche Stars zu Gast, unter anderem John Wayne, Katharine Hepburn, Spencer Tracy, Errol Flynn, Kirk Douglas, Gregory Peck, Humphrey Bogart und viele andere. Sogar die US-Präsidenten Dwight D. Eisenhower und Ronald Reagan waren im El Rancho zu Gast.
Das TM-Team hätte natürlich gern im El Rancho Hotel übernachtet, doch die wenigen Zimmer in diesem Hotel sind oft schon Monate im Voraus ausgebucht. Die acht Rosenheimer Börsianer übernachteten stattdessen im Hampton Inn an der Twin Buttes Road. Das Hampton Inn bietet zwar keinen „Hollywood-Glamour“, hat aber trotzdem ausgezeichneten Service und Wohlfühl-Ambiente.
Fazit des Tages:
Egal ob es um Jubelberichte in den sozialen Medien oder um Negativschlagzeilen in den Tageszeitungen geht: Man ist immer gut beraten, wenn man sich zurücklehnt und sich eine eigene Meinung bildet. Und wer unsicher ist oder einen professionellen Rat braucht, kann als TM Börsenverlag-Abonnent(in) die Redaktionssprechstunde nutzen.