Route to Warren Buffett – Amerikaner sind großartig

30./31. März 2018
7. / 8. Tag Von Tulsa, Oklahoma über Elk City nach Amarillo, Texas

Reise über die Kernstrecke der Route 66
Teil 1: Amerikaner sind großartig



Seit mehr als 100 Jahren gehört Oklahoma als 46. Bundesstaat zu den Vereinigten Staaten. Ursprünglich war Oklahoma ein armer Bundesstaat, doch Ende der 1920er Jahre wurden umfangreiche Erdöl- und Erdgasvorkommen entdeckt, die den wirtschaftlichen Aufschwung beflügelten.

Mit Beginn des wirtschaftlichen Aufschwungs startete der, in Tulsa ansässige, Geschäftsmann Cyrus Avery eine Kampagne zur Erbauung der Route 66, was ihm später den Beinamen „Vater der Route 66“ einbrachte. Avery hatte schon früh erkannt, dass ein funktionierendes Fernstraßennetz den Aufschwung der US-amerikanischen Wirtschaft unterstützen würde. Daher war er ein großer Fürsprecher für den Bau der Route und gleichzeitig Mit-Initiator und später Vizepräsident der „U.S. Highway 66 Association“.

Das Teilstück der Strecke von Tulsa (Oklahoma) nach Amarillo (Texas) ist zwar nicht der exakte Mittelpunkt der Route 66, wohl aber die Kernstrecke.

Route to Warren Buffett

Am Morgen des 7. März fährt das TM-Team weiter durch Oklahoma. Mal dicht von Laubbäumen bewaldet, mal flach und üppig grün, so weit das Auge reicht. Weitgehend verläuft die Route 66 auf einem inzwischen neuen Highway, und nur ab und an zeigen sich alte, historische Abschnitte.

Die Strecke zwischen Tulsa und Amarillo (Texas) ist mehr als 600 Kilometer lang – und da wir ja Land und Leute kennenlernen möchten, planen wir eine Zwischenetappe in Elk City ein. Als wir in Oklahoma City eintreffen, drehen sich unsere Gespräche weniger um Börse und Geldanlagen, sondern um das grausame Bombenattentat aus dem Jahr 1995. Damals verloren 168 Menschen durch einen Bombenanschlag ihr Leben. Die Stadt war fortan nicht mehr wie früher, und Amerika war zum ersten Mal ernsthaft durch einen Anschlag im eigenen Land getroffen. Oklahoma City gedenkt den Opfern mit einem beeindruckenden Denkmal, das sich an genau der Stelle befindet, an der das Attentat verübt wurde.

Am Abend des 7. Tages erreichten wir Elk City.

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Fazit des Tages:
Es ist großartig, dass die Amerikaner trotz der Attentate weiter offen und aufgeschlossen auf Fremde und Besucher zugehen. Wer neugierig ist, stellt Fragen. Wer Fragen stellt, bekommt Antworten, die bei den Investitions-Entscheidungen helfen. Wichtig ist, dass man sich Antworten von unterschiedlichen Seiten einholt.


Reise über die Kernstrecke der Route 66
Teil 2: Reichtum ist nicht unbedingt Dollar-Reichtum



Am Morgen des 8. Reisetages brach das TM-Team von Elk City Richtung Amarillo (Texas) auf. Schon beim Frühstück drehten sich die Gespräche um die Abendgestaltung: Ein Besuch der „Big Texan Steak Ranch“ in Amarillo war fest eingeplant. Unsere Vor-Recherchen hatten ergeben, dass man dort die vermutlich besten Steaks in Texas verzehren kann. Zudem gibt es einen Wettbewerb auf der „Big Texan Ranch“: Wer es schafft, ein 72-Unzen-Steak (mehr als 2 Kilogramm) samt Beilagen zu essen, muss nichts bezahlen.

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Die Meinungen im TM-Team zu diesem Wettbewerb waren geteilt. Unstrittig war, dass es sich bei diesem Wettbewerb um eine schlaue Marketing-Idee handelt. Ebenfalls unstrittig war, dass niemand vom TM-Team teilnehmen wollte. Essen ist für die acht Börsenprofis Genuss. Das richtige Essen maßvoll zum richtigen Zeitpunkt genießen. Genau so sollten Börsen-Investments sein: Die richtige Investition zum idealen Zeitpunkt – und dabei keinesfalls in Gier verfallen. Nur eine solche Investitions-Strategie führt dazu, was am Ende am wichtigsten ist:

Die Früchte genießen



Nach einer Stunde Fahrzeit war das erste Zwischenziel des heutigen Tages erreicht. Erick, eine Kleinstadt mit etwa 1000 Einwohnern. Erick ist zum einen bekannt, weil der 100. Meridian genau durch das Städtchen verläuft. Zum anderen ist der Country-Sänger Roger Miller in Erick aufgewachsen. Sein Song „King of the Road“ ist allen Country-Fans bekannt.

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Thomas Müller und sein Team besuchten zunächst das 100.-Meridian-Museum in Erick. Einerseits aus Neugier und andererseits, um mit Einheimischen ins Gespräch zu kommen.
Prompt kam der Museumsaufseher auf uns zu und erklärte uns die ausgestellten Exponate. Wir waren ein wenig verwirrt, denn das was ausgestellt wurde, hatte wenig mit einem Museum zu tun. Es war eher ein Sammelsurium alter Gegenstände, quer durch die Jahrhunderte.

Einige aus dem TM-Team waren schon wieder gegangen, als der Museumsaufseher seine Geschichte erzählte:

Er ist inzwischen im Ruhestand und beaufsichtigt ehrenamtlich an einem Tag in der Woche das Museum. Einfach deshalb, weil es ihm Spaß macht, und weil er gerne Menschen kennenlernt.
Unser Museumsaufseher ist – im Unterschied zu vielen anderen – nicht darauf angewiesen, im Ruhestand noch Geld zu verdienen. Obwohl die gesetzliche Rente in den USA deutlich niedriger ist als in Deutschland, genießt er finanzielle Unabhängigkeit. Dank seiner langjährigen Investitionen in Aktien.

Museumsaufseher William erzählte:

„Im Alter von 22 Jahren, kurz nach dem College, war ich mit meinem Anfangsgehalt von jährlich 21.500 Dollar zufrieden. Schon damals habe ich 5 bis 10 Prozent meines Gehalts abgezweigt und in Aktien investiert.

Im Laufe der Jahre habe ich meine Investitionen schrittweise erhöht. Als ich genug wusste, wie man richtig investiert, legte ich höhere Summen in Aktien an. In den vergangenen beiden Jahrzehnten habe ich jährlich mindestens 15 Prozent meines Einkommens in Aktien angelegt.

Viele Leute denken, dass Sparsamkeit der Schlüssel zum Wohlstand ist. Ich denke, die Erhöhung der Einnahmen ist viel effektiver. Es ist wichtig, schon in jungen Jahren ein bisschen Karriere zu machen. Dadurch steigt das Gehalt, und man kann größere Summen investieren.

Innerhalb von fünf Jahren verdoppelte ich mein Gehalt durch harte Arbeit. Und jedes Mal, wenn mein Gehalt stieg, legten meine Frau und ich einen größeren Betrag in Aktien an.
Inzwischen sind wir beide im Ruhestand. Es geht uns gut, wir haben keine Schulden, und unser Aktiendepot verhilft uns zu einem zufriedenen und sorgenfreien Leben.“

Später, als wir wieder auf der Straße waren, sagte Thomas Müller:

„Unser Museumsaufseher hat alles richtig gemacht. Und er hat vor allem die fünf wichtigsten Grundregeln beherzigt:

  1. Möglichst früh mit Aktieninvestitionen anfangen.
  2. Sich über den Aktienmarkt und die wichtigsten Investitionsregeln informieren.
  3. In solide, defensive Aktien investieren.
  4. Die Investitionsbeträge regelmäßig erhöhen.
  5. Auf Gebühren achten.

So ist es richtig. William hat über mehrere Jahrzehnte in defensive Qualitäts-Aktien investiert, und er hat im Lauf der Jahre seine Investitionen sukzessive erhöht. Jetzt ist er im Ruhestand und genießt zusammen mit seiner Frau die Früchte seiner Aktien-Investitionen.“

Innerer Reichtum ist nicht vom Geld abhängig



Dass persönliche Zufriedenheit und innerer Reichtum nicht zwangsläufig mit langjährigen Investitionen zusammenhängen, erkannten die Rosenheimer Börsianer wenige Meter weiter. Denn an der nächsten Straßenecke wurden sie von einem über 70jährigen Mann in rotkariertem Baumwollhemd und blauer Latzhose begrüßt:

„I want to welcome you here to Erick, Oklahoma, the redneck capital of the world, where you can see rednecks work and play in their own environment. You're in the world-famous Sand Hills Curiosity Shop. My name's Harley, I´m the Mediocre Music Maker and who the hell are you?“

Harley ist ein echtes Original. Er führte uns rauchend und Whiskey-trinkend durch seinen Shop.

Harleys Shop ist eigentlich eher ein Museum als ein Geschäft. Es ist mit Eichenmöbeln aus der Jahrhundertwende, einer Reihe von Kunstwerken, Schrott, Vintage und Musikinstrumenten und seltsamen Objekten gefüllt, von faszinierend bis bizarr. Man könnte Stunden damit verbringen, sich alle Artikel in diesem Laden anzusehen.

Doch dazu kommt es nicht. Denn Harley fordert seine Besucher auf, sich hinzusetzen, während er singt und auftritt. Für das Rosenheimer Börsen-Team sang Harley sogar „Get your Kicks on Route 66“.

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Harleys Auftritt dauerte fast eine halbe Stunde, und wir bedankten uns mit einem angemessenen Honorar. Denn im Gegensatz zu William hatte Harley nie an der Börse investiert, und er hatte keinen Cent für seine Altersvorsorge zurückgelegt. Das war sicher ein Grund dafür, dass er mit über 70 Jahren noch solche Show-Einlagen für Touristen aufführte.

Später im Auto sagte Thomas Müller:
„Für mich könnte ich mir Harleys Lebensstil nicht vorstellen. Aber Harley ist eine tolle Persönlichkeit. Er braucht das Geld, deshalb macht er solche Shows. Doch das ist nicht alles. Das was er tut, ist sein Way of Life. Er wollte das so, und er will es immer noch. Es macht ihm Spaß.

Das ist zwar nicht meine Vorstellung von Freiheit und vom Älterwerden. Williams Weg ist aus meiner Sicht der richtige Weg. Doch aus Harleys Sicht ist sein eigener Weg besser.“

Fazit des Tages:
  1. Es gibt verschiedene Wege zur persönlichen Zufriedenheit und zur Selbstverwirklichung – siehe Harley.
  2. Gezielte, langjährige und langfristige Investitionen sind vielleicht langweilig, aber sie sind der einfachste und sicherste Weg, um seine Ziele zu verwirklichen – siehe William.
  3. Am besten für langfristige Investitionen geeignet sind defensive Qualitätsaktien; das hat uns die Anlagestrategie von William wieder einmal bestätigt.