Katja Zacharias im Interview bei The European ValueInvestor

Katja Zacharias im Interview bei The European ValueInvestor
In seiner Juli-Ausgabe befragt The European ValueInvestor Katja Zacharias, Value-Analystin, Autorin und boerse.de-Aktienbrief Redakteurin, nach ihrer Einschätzung der Douglas Holding AG.

In Europa ist Douglas mit seinem Kerngeschäft Parfümerien seit Jahren Marktführer. Auch in den anderen Geschäftsbereichen wie Buchhandel und Schmuck verfügt die Holding über starke Marken. Ist der deutsche Markt weitestgehend erschöpft, bieten die anderen europäischen Länder weiterhin vielversprechendes Wachstumspotenzial. Katja Zacharias stellte das Unternehmen bereits 2008 als Value-Investment in Omaha vor und ist nach wie vor von der Douglas Holding AG überzeugt.

EVI: Frau Zacharias, Sie haben bereits letztes Jahr auf dem Omaha-Treffen Douglas als Aktienidee vorgestellt. Was begeistert Sie so an diesem Unternehmen?

Zacharias: Douglas spricht mit seinem Kerngeschäft – den Parfümerien – ein weibliches Grundbedürfnis an, attraktiv zu sein und zu bleiben. Um es plakativ zu beschreiben: In der Not verzichtet „Frau“ auf alles Mögliche, aber nicht auf die Faltencreme. Für mich ist das Unternehmen damit ein Dauerbrenner.

EVI: Die Parfümeriesparte macht gut 58% des Umsatzes aus. In diesem Segment ist Douglas Marktführer in Europa. Wodurch ist diese Stellung langfristig zu verteidigen?

Zacharias: Neben dieser starken Marke ist das Unternehmen sehr serviceorientiert. Laut einer aktuellen Studie der Zeitschrift „Wirtschaftswoche“ ist die Parfümeriekette der beliebteste Einzelhändler Deutschlands. Bei hochwertigen Kosmetika ist Douglas daher fast immer die erste Wahl bei den Kunden. Dies sind für mich Indizien für die langfristige Verteidigung und den Ausbau der europäischen Marktführerschaft.

EVI: Man kann hier also von einem regelrechten Burggraben sprechen?

Zacharias: Ganz genau. Diesen Burggraben sehe ich bei Douglas im Parfümeriesegment als sehr tief und unüberwindbar an.

EVI: Ist durch die aktuelle Wirtschaftskrise mit einem deutlichen Umsatzrückgang in dieser Sparte zu rechnen?

Zacharias: Bis jetzt scheint das nicht der Fall zu sein. Auf vergleichbarer Fläche lagen die Umsätze in allen Sparten in den ersten sieben Monaten des laufenden Geschäftsjahres (per Ende April) lediglich um nur 1,6% unter dem Vorjahresergebnis. Ich sehe Douglas nicht als zyklischen Wert an. Meine These: Douglas bietet Luxus, ist wiederum aber auch nicht zu teuer, um in der Krise ganz vom Einkaufszettel gestrichen zu werden.

EVI: Wie sieht es mit der Konkurrenz durch Drogerieketten aus? Diese weiten ihr Angebot im Bereich Kosmetik immer weiter aus, besonders durch preisgünstige Eigenmarken.

Zacharias: Das ist in der Tat richtig. Jedoch spricht Douglas hier eine andere Kundengruppe an als die Billiganbieter. Wer bei Douglas einkauft, möchte den Service und das „Luxusgefühl“, etwas Besonderes erworben und für sich getan zu haben. Douglas bietet einen erstklassigen und kompetenten Beratungsservice. So etwas erhält man in den Drogerie- und Kaufhausketten nicht. Ich sehe daher Douglas durch diese Entwicklung keinem hohen Risiko ausgesetzt.

EVI: Weisen die anderen Geschäftszweige der Douglas Holding ähnliche Wettbewerbsvorteile auf wie die Parfümeriesparte?

Zacharias: Thalia gehört zu den führenden Buchhändlern im deutschsprachigen Raum. Christ als Juwelierkette ist in Deutschland Marktführer im mittleren bis gehobenen Preissegment. AppelrathCüpper steht für hochwertige Kleidung und die Marke Hussel ist Marktführer im deutschen Süßwarenfachhandel. Allerdings sind diese Sparten margenschwächer als das Parfümeriesegment und der Burggraben ist meiner Ansicht nach auch nicht so tief.

EVI: Wie splittet sich der Umsatz auf die eben angesprochenen Segmente auf?

Zacharias: Wie bereits erwähnt, tragen die Parfümerien aktuell 57,4% zum Umsatz bei, dahinter liegt die Buchsparte mit 25,6%, mit 9,5% liegt Schmuck schon weit abgeschlagen auf dem dritten Rang. Mode macht 4,0% aus, die Süßwaren zeichnen lediglich für 3,5% des Erlöses verantwortlich.

EVI: Welche Wachstumschancen sehen Sie für die gesamte Holding? Kann der Markt auch in Deutschland noch weiter wachsen?

Zacharias: In Deutschland dürfte das Wachstumspotenzial weitgehend ausgereizt sein, aber in anderen europäischen Ländern ist noch viel Luft. Auch auf Märkten in Übersee ist Douglas dabei, sich auszuweiten. Schon mit 13 Filialen ist Douglas auf dem amerikanischen Markt präsent.

EVI: Stimmt es, dass Douglas plant mit einer eigenen Apothekenkette das Geschäftsmodell zu erweitern?

Zacharias: Am 19. Mai hat sich der Europäische Gerichtshof (EuGH) in Luxemburg für den Erhalt des Fremd- und Mehrbesitzverbots für deutsche Apotheken entschieden. Damit ist das Thema erst einmal vom Tisch.

EVI: Wie schätzen Sie das Management ein?

Zacharias: Das Unternehmen ist in dritter Generation familiengeführt. Dabei gilt Henning Kreke wie schon sein Vater Jörn Kreke als risikobewusst. Profitabilität geht ihm vor Wachstum. Zudem hält die Familie mehr als ein Drittel der Anteile der Douglas Holding. Alles in allem schließe ich daraus als Außenstehende auf eine hohe Qualität des Managements.

EVI: Was sind Ihre Gedanken zur Bewertung der Douglas-Aktie?

Zacharias: Auf Basis der Owner Earnings errechne ich bei Nullwachstum einen fairen Unternehmenswert von 1,7 Milliarden Euro. Bei einer aktuellen Börsenbewertung von 1,2 Milliarden Euro ergibt sich hier also einiges an Kurssteigerungspotenzial. Aber Achtung! Für diese Rechnung habe ich ein Excel-Sheet benutzt, laut Buffett kein gutes Zeichen.
Ganz ohne ein Modell einzusetzen, würde ich bei Douglas sagen: viel Qualität zum vernünftigen Preis. Langfristig sollte sich ein Investment hier lohnen.


EVI: Vielen Dank für das interessante und offene Interview.

(Quelle: The European ValueInvestor. Ausgabe Juli 2009.)



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