Das Oberbayerische Volksblatt über das Börsenmuseum

Das Oberbayerische Volksblatt über das Börsenmuseum

Das Oberbayerische Volksblatt (OVB) berichtete am Donnerstag den 07.12.2017 über das Börsenmuseum in Rosenheim:

Von links unten nach rechts oben

Wer schon immer einmal auf dem Frankfurter Parkett stehen wollte, hat dazu Gelegenheit in der Dr.-Steinbeißer-Straße 8 im Gewerbegebiet Schwaig in Rosenheim. Denn dort befindet sich das erste und einzige Börsenmuseum Deutschlands – und ein Quadratmeter des wohl berühmtesten Bodenbelags der deutschen Wirtschaft.

Rosenheim – Die Botschaft ist klar: Mit den Aktienkursen geht es langfristig immer aufwärts. Versinnbildlicht wird das durch eine frei im Raum aufgehängte Installation, die den Kursverlauf des Dow-Jones-Index seit seiner Gründung im Jahr 1896 darstellt. Der Besucher des Börsenmuseums in Rosenheim stößt buchstäblich mit der Nase darauf, wenn er den Museumsraum betritt. Fünf Meter lang ist die Kurve, die tief links unten beginnt und kontinuierlich – wenn auch an manchen Stellen im Zickzack – nach rechts oben führt, bis sie in der Decke der Raumes verschwindet.


Ein Quadratmeter Frankfurter Parkett

Mit dem Thema Börse wollen sich viele nicht beschäftigen. Zu kompliziert erscheint diese Welt, zu risikoreich, um dort Geld anzulegen. Das Börsenmuseum möchte das Thema von diesem Sockel herunterholen – und der Quadratmeter Parkett, der sich einst tatsächlich in der Frankfurter Börse, dem wohl wichtigsten deutschen Handelsplatz für Aktien befand, ist dafür ein gutes Beispiel. Denn wer mag, kann sich tatsächlich auf den einen Quadratmeter Holz stellen.

Wie funktioniert Börse eigentlich? Welche Anlageformen gibt es überhaupt? Was ist der Unterschied zwischen Aktie und Aktienfonds? Was ist ein Index? Darüber will das kleine Museum informieren und zugleich Börsengeschehen zum Anfassen präsentieren. Das Museum schafft diesen Spagat, weil es das Thema auf 60 Quadratmetern nicht bierernst angeht.

Denn zwischen historischen deutschen Banknoten, einer echten Börsenglocke, einer alten Anzeigetafel aus Düsseldorf, auf der man den Aktienkurs noch mit Kreide vermerkte und modernen Medienstationen, die in Texten, Bildern, Videos und Hörbeiträgen viele Aspekte des Börsenhandels vermitteln, findet sich auch Kurioses zum Thema Börse: Ein Straßenschild von der New Yorker Wallstreet, Kaffeetassen mit Börsensprüchen, eine Figur des Parade-Kapitalisten Donald Duck, der zu seinem Geldspeicher zu watscheln scheint und natürlich Skulpturen mit den berühmten Börsen-Symbolfiguren Bulle und Bär – sie stehen für das Auf und Ab an der Börse.

Dazwischen geben Info-Tafeln Auskunft darüber, wie Börse funktioniert und über die oft erstaunliche Aktienentwicklung von ausgewählten Unternehmen. Nicht fehlen darf natürlich auch eine Orginalausgabe des Buches „Das Spiel der Spiele“ aus dem Jahr 1923. Der Ratgeber der Spekulanten-Ikone Jesse Livermore gilt noch heute vielen als das beste Werk zum Thema Geldanlage an der Börse – der Börsenverlag hat den Klassiker noch heute in seinem Programm.

Verblüffend ist auch ein Modell des Brandenburger Tores und eines goldenen Kubus daneben: Wer weiß schon, dass sämtliche Goldvorräte der Erde zusammen in einen Kubus mit einer Kantenlänge von 21 Metern passen würden? Die Größenordnung wird durch die maßstabsgetreuen Modelle des Brandenburger Tores und des Würfels anschaulich gemacht.
Träger des Museums ist der Rosenheimer Börsenverlag, in dessen „Haus der Börse“ der Museumsraum untergebracht ist. Im Gebäude residiert auch das Finanzportal boerse.de, ein Schwesterunternehmen des Börsenverlags. Der Verlag selbst verdient sein Geld mit fünf unterschiedlichen Börsendiensten, die Privatanleger abonnieren können und die konkrete Anlageempfehlungen geben.

Den Grundstock für das Museum bildete die private Sammlung von Börsenverlag-Vorstand Thomas Müller, der vom Thema in all seinen Facetten fasziniert ist. So wird der Besucher im Foyer des „Hauses der Börse“ von farbenfroher Pop-Art aus der privaten Sammlung von Müller begrüßt. Die Werke namhafter Künstler wie James Rizzi, John Suchy oder Volker Kühn beschäftigen sich alle mit dem einen Thema: Geldanlage. Passend dazu ist im „Haus der Börse“ auch ein Shop untergebracht, in dem der Besucher Bücher und Lifestyle-Produkte des Börsenverlags, aber auch Pop-Art-Kunstdrucke und -Objekte erwerben kann.

Entwickelt und umgesetzt hat das Museumskonzept der Börsenverlag selbst. Ausgehend von der Sammlung von Müller wurden Exponate zugekauft, Inhalte festgelegt und ein visuelles Konzept entwickelt. Die Info-Tafeln und Grafiken hat die hauseigene Grafikabteilung gestaltet. Ein wenig stolz ist man schon darauf, dass die Schau das einzige Museum in Deutschland ist, das sich mit dem Thema Börse beschäftigt. Dies hat der Verband deutscher Museen den Rosenheimern bestätigt.

Förderung der Aktienkultur

Ein klein bisschen Werbung für sich macht der Börsenverlag mit dem Museum natürlich auch, aber den Börsenprofis aus Rosenheim geht es eigentlich um etwas ganz anderes: Das Museum soll auch ein Beitrag zur Förderung der Aktienkultur in Deutschland sein. Denn obwohl die deutsche Wirtschaft brummt, der Dax sich auf dem höchsten Stand seiner Geschichte befindet und es auf der Bank keine Zinsen mehr für angespartes Geld gibt, misstrauen die Deutschen nach wie vor der Aktie als Anlageform. Nur 14 Prozent der Bundesbürger besitzen Aktien oder Anteile an einem Aktienfonds.

Deshalb will das Museum mit seinem Mix aus Information und Unterhaltung vor allem Wissen über Investments an der Börse vermitteln, über Börsenstrategien und Börsen-Crashs – immer vor dem Hintergrund, Berührungsängste vor dem Thema zu nehmen. Am Ende steht die Botschaft, dass es für Dax, Dow-Jones und Co. nur in einer Richtung zu gehen scheint: Von links unten nach rechts oben.

Das Börsenmuseum befindet sich im „Haus der Börse“, Dr.-Steinbeißer-Straße 8, 83026 Rosenheim. Geöffnet ist montags bis freitags von 10 bis 17 Uhr sowie am Wochenende nach Vereinbarung. Der Eintritt ist frei; Weitere Infos unter Telefon 0 80 31/2 03 35 70.